Ein Nationalstaat mit vielen Nationalitäten – Polens Grenz-und Minderheitenpolitik 1918-1939

16.02.2018 | 19:00 Uhr | Polnisch & Deutsch | Eintritt: 4 € |

Podiumsgespräch anlässlich von 100 Jahren Wiedererlangung der polnischen Staatlichkeit. Mit Włodzimierz Borodziej und Juliane Haubold-Stolle, es moderiert Peter Oliver Loew

Das Ende des Ersten Weltkriegs läutete in Mittel- und Osteuropa eine Phase politischer, wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und kultureller Dynamik ein. Im allgemeinen Bestreben nach internationalem Frieden und Sicherheit wurden schnell widersprüchliche Entwicklungen sichtbar: Parallel zu Beschlüssen des Völkerbundes als Garant für eine dauerhafte Beilegung internationaler Konflikte entstanden auf der europäischen Landkarte Nationalstaaten mit territorialen Machtansprüchen und teilweise revisionistischen Tendenzen.

Einer davon war die am 11. November 1918 gegründete Zweite Polnische Republik. Von Beginn an belasteten die Grenzfragen die Stabilität des jungen Staates und auch das deutsch-polnische Verhältnis. Im Versailler Vertrag wurden dem polnischen Staat große Teile der deutschen Provinzen Posen und Westpreußen zugesprochen. In ethnisch heterogenen Gebieten wie Oberschlesien sollten Volksabstimmungen abgehalten werden. Danzig wurde als Freie Stadt unter den Schutz des Völkerbundes gestellt. Trotz Unterzeichnung eines Minderheitenschutzvertragens scheute der polnische Staat von Beginn an keine Konflikte mit seinen Minderheiten, insbesondere mit Deutschen, Juden und Ukrainern. Allerdings ging auch der deutsche Staat mit der innerhalb seiner Grenzen lebenden polnischen und polnisch-jüdischen Minderheit nicht zimperlich um.

Die Veranstaltung möchte einen Einblick in dieses bisher wenig bekannte Kapitel der polnischen Geschichte geben. Im Mittelpunkt steht dabei Polens Entwicklung zum Nationalstaat hin und sein Umgang mit Minderheiten in der Zwischenkriegszeit. Diskutieren möchten wir außerdem über die Konstruktion des Nationalen und über nationale Mythen, die aus dieser Zeit stammen und den öffentlichen Diskurs in Polen teilweise bis heute prägen.

Am Gespräch nehmen teil:

Prof. Dr. Włodzimierz Borodziej, Historiker, Universität Warschau
Dr. Juliane Haubold-Stolle, Historikerin, Kuratorin der Ausstellung »1914–1918. Der Erste Weltkrieg« im Deutschen Historischen Museum, Berlin.

Moderation: Dr. Peter Oliver Loew, Deutsches Polen-Institut.

Eine Veranstaltung des Deutschen Kulturforums östliches Europa in Potsdam, des Kulturreferenten für Oberschlesien am Oberschlesischen Landesmuseum in Ratingen und des Deutschen Polen-Instituts in Darmstadt

Im Rahmen unseres Jahresthemas 2018.

Beitragsfoto: Wahlplakate zur Volksabstimmung in Oberschlesien am 20. März 1921
© Oberschlesisches Landesmuseum Ratingen (deutsches Plakat) © Muzeum Śląskie w Katowicach (polnisches Plakat)