Mahen / Schreiber / Der Mond

10.12.2016 | 19:00 Uhr | Deutsch 

Jiří Mahen (1882–1939) war einer der scharfsinnigsten und gewitztesten Autoren der tschechischen Literatur, der spöttisch und poetisch immer auch gegen die Illusionslosigkeit der Existenz anschrieb. Seine Prosaphantasie »Der Mond« besteht aus dreißig kurzen dialogförmigen Texten, die den verschiedenen Mondphasen zugeordnet sind. Von der abnehmenden Sichel und dem Neumond über den zunehmenden bis schließlich zum Vollmond. Es finden sich geistreiche Anekdoten, philosophische Erörterungen, absurde Dialoge und Märchen von der Nichtigkeit menschlichen Lebens. Die Literatur wird darin verhandelt, aber auch die Politik, Geschichte, der Weltuntergang, die künstlerische Existenz und die Liebe. Jedem dieser Themen ringt Mahen – zart und treffsicher und scharfkantig – eine schlagende Pointe, eine überzeugende Einsicht, eine ungewöhnliche Perspektive ab.

Mahen betreibt ein poetisches literarisches Verwirrspiel: Der Prager Botschafter für das »Mondreich«, Algernon Moonshiner, hat angeblich Texte gesammelt, die das Interesse am »Mondreich« wecken sollen. Diese Texte lesen wir nun, wenn wir uns »Der Mond« vornehmen. Sie zeugen von einer überbordenden Erfindungskraft, von funkenschlagendem Witz. Jiří Mahen, der belesene Bibliothekar aus Brünn, knüpft an romantische Mondbetrachtungen und Reflexionen an, fügt ihnen allerdings eine nicht zu übersehende ernsthafte Ironie hinzu. »Der Mond« hat erheblichen Einfluss auf die nachfolgenden tschechischen Dichter ausgeübt; der schmale Band ist auch heute noch auf ungewöhnliche Weise anregend, schön und auch im wahren Wortsinn »wunder«-voll. (© Guggolz Verlag)

Ein Gespräch zwischen dem Verleger Sebastian Guggolz und dem Übersetzer Eduard Schreiber.

Eintritt frei.

Eduard Schreiber (Radonitzer), geb. 1939 in Böhmen. Autor, Filmregisseur, Übersetzer. Studium der Literatur und Publizistik in Leipzig, Promotion, bis 1990 Regisseur bei der DEFA, fast 50 Dokumentarfilme für Kino und Fernsehen. Arbeiten zur Filmtheorie und Filmgeschichte. Nachdichter, Übersetzer, Herausgeber aus dem Tschechischen. Mehrere Bände tschechischer Poesie und Prosa (Kundera, Juliš, Listopad, Součková), Nachdichtungen in Anthologien und Zeitschriften u.a. von Biebl, Blatný, Halas, Mahen, Mikulášek, Milota, Nezval, Seifert, Součková, Suda, Štyrský, Theer, Vančura, Voskovec. Gemeinsam mit Ludvík Kundera zwei Bände tschechischer Dichtung innerhalb der »Tschechischen Bibliothek« und eine Brünn-Anthologie. Mitglied der tschechischen Künstlervereinigung »Q«. Lebt in Wilhelmshorst.