„Reportagen ohne Grenzen“ – Gespräch Nr. 5: Filip Springer „Schlecht geboren. Reportagen über die Architektur in der VR Polen“

  • Was: Lesung & Gespräch |
  • Wann: 28. Juni 2013, 19:00 Uhr |
  • Aus der Veranstaltungreihe: Reportagen ohne Grenzen |
  • Sprache: Polnisch mit Simultanübersetzung ins Deutsche |
  • Eintritt: 4€ |

Die Bahnhöfe von Warschau und Kattowice, der „Okrąglak“ („Rundling“ – ein rundes Kaufhausgebäude aus den 1950er Jahren) in Poznań, die Wetterstation auf der Schneekoppe, der Warschauer „Chemiepavillon“ und das Kaufhaus „Supersam“… Ikonen der modernen Architektur aus den Zeiten der VR Polen. Für die einen verdienen diese Bauten Bewunderung und Anerkennung, für die anderen sind es scheußliche kommunistische Baracken, die dem Erdboden gleichgemacht werden müssten. Warum sorgen sie für solche Kontroversen? Wie waren die Umstände ihrer Entstehung und warum gibt einige von ihnen bereits nicht mehr?

„Schlecht geboren“ erzählt nicht nur von den wundersamen Geschicken dieser Gebäude, sondern auch die Geschichten ihrer Schöpfer. Auf den Seiten des Buches erscheinen die Potraits solch führender Persönlichkeiten der polnischen Architektur wie Marek Leykam, Henryk Buszko und Aleksander Franta, Jerzy Hryniewiecki, Zofia und Oskar Hansen, Mieczysław Król, Halina Skibniewska. Filip Springer präsentiert sie als Menschen aus Fleisch und Blut, versucht ihre Beweggründe und künstlerische Haltung zu verstehen und nachzuvollziehen, auf welche Weise sie ihre Ideen in einem System der Planwirtschaft umsetzten. Der Text wird von 200 Fotografien illustriert, die aus Archiven stammen oder die der Autor selbst angefertigt hat, um den heutigen Zustand dieser einstigen Ikonen der Moderne festzuhalten.

Wie der Autor schreibt, ist das Buch „keine Dokumentation der herausragendsten Objekte der Nachkriegsmoderne in Polen. Es finden sich darin allerdings Objekte, die für die gesamte Architektur der damaligen Zeit repräsentative Fragen aufwerfen. Beim Spaziergang in der Warschauer Park- und Wohnlandschaft Sady Żoliborskie drängt sich einem unwillkürlich die Frage auf, wie es Halina Skibniewska gelingen konnte, eine Siedlung zu entwerfen, die so anders ist als die sonstigen Plattenbauten. Und waren die Polen tatsächlich zu diesen Plattenbauten verurteilt? Wenn man versucht, die Konzeptionen von Zofia und Oskar Hansen zu verstehen, kann man kaum umhin, sich vorzustellen, wie Polen damals in den 1970er Jahren hätte aussehen können, wenn wirklich jemand auf die beiden gehört hätte“. Das Buch bildet die Nachlese eines Projekts mit dem Titel „Źle urodzone“, dessen Co-Autor der Architekt Marek Woźniczka ist.

Moderation: Paulina Olszewska

Filip Springer (geb. 1982) ist Reporter und Fotograf. Springer ist für verschiedene Medien in ganz Polen tätig; seine Arbeiten wurden bereits im Magazinen und Tageszeitungen, darunter: „Polityka“, „Rzeczpospolita“, „Przekrój“, „Newsweek“ und „Wysokie Obcasy“ veröffentlicht. Vor zwei Jahren erschien sein erster Reportageband „Miedzianka. Historia znikania“ (Kupferberg. Eine Geschichte vom Verschwinden, Czarne-Verlag 2011). „Źle urodzone“ (Karakter 2012) ist Springers zweiter Reportageband. Soeben ist das dritte Buch erschienen: „Zaczyn, eine Biographie des Architektenpaares Zofia und Oskar Hansen“ (Karakter 2013). www.filipspringer.com

Filip Springer, Źle urodzone. Reportaże o architekturze PRL-u
Wydawnictwo Karakter, 2012
ISBN 978-83-62376-12-4
Unser Preis: 20€

Die Veranstaltungsreihe wird organisiert und unterstützt von:
Trialog – Netzwerk junger Ideen e.V.
Lisa Palmes – Polonistin. Übersetzerin für Polnisch
Marcin Piekoszewski – Buchbund
Polnisches Institut Berlin

Gefördert vom:
Polnischen Buchinstitut
Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit