Gesprochenes Jiddisch: Szenische Darstellung und Diskussion

Sieben Halme Gras“ (Siedem źdźbeł trawy) ist eine aus Text und Musik bestehende Interpretation ausgewählter Lyrik- und Prosawerke Abraham Sutzkevers. Das Programm besteht aus jiddischen und polnischen Texten. Fragmente seiner poetischen Lyrik werden von Anna Rozenfeld und Adrianna Janota-Słocińska szenisch dargestellt. Einzelne Fragmente verflechten sich mit Musik von DJ Lenar und schaffen so einen komplexen Diskurs. Während der Darstellung der Werke von Sutzkever, der die jiddische Sprache bereichert und revolutioniert hat, eröffnet sich ein vielschichtiges, kunstvolles Gewebe von Bedeutungen.

Der Aufführung folgt ein Gespräch über die jiddische Sprache, ihre Vergangenheit und Gegenwart. Von ihren Erfahrungen berichten werden drei Experten der jiddischen Sprache:

Janina Wurbs, Anna Rozenfeld und Tal Hever-Chybowski.

Die Aufführung findet auf Polnisch und Jiddisch statt. Personen, die der beiden Sprachen nicht mächtig sind, erhalten vor der Aufführung eine deutsche Übersetzung in Papierform. Das anschließende Gespräch wird auf Deutsch geführt.

Eintritt: 4€

Anna Rozenfeld – Künstlerin, Forscherin, Jiddischlehrerin und -übersetzerin. Erfahrungen in der Theaterarbeit machte sie als Schauspielerin am Jüdischen Theater Warschau. In der Auslandsabteilung im Polnischen Radio leitete sie die Sendung „Naje Chwaljes” auf Jiddisch. Momentan arbeitete Rozenfeld im Museum der Geschichte der polnischen Juden.

Adrianna Janota-Słocińska – Ihre Karriere begann sie im Neuen Theater in Zabrze. Nach ihrem Umzug nach Warschau trat sie u.a. im Jüdischen Theater und im Teatr Impresaryjny auf. Nebenbei arbeitet sie als Schauspielerin für das Fernsehen. Momentan arbeitet Janota-Słocińska freischaffend an eigenen Theaterprojekten für Erwachsene und Jugendliche.

Marcin Lenarczyk (DJ Lenar) – Klangkünstler, Musiker. Er spielt das Grammophon und Looper und arbeitet als Tonregisseur und -cutter. Als DJ Lenar beschäftigt er sich mit neuen Musiktechniken und wandert zwischen verschiedenen Musikrichtungen – von Klezmermusik „Meritum“ bis zu Reinterpretationen von Lutosławski. Lenarczyk ist verbunden mit der unabhängigen Warschauer Szene und Jazzszene. Seit mehreren Jahren beschäftigt er sich mit der Realisation und Montage von Ton und Klang in Spiel- und Dokumentarfilmen.

Janina Wurbs – Studium der Jüdischen Studien, Religionswissenschaften und Geschichte in Potsdam und St. Petersburg. Spezialisierung auf die Jiddistik. Jiddischlehrerin. Übersetzerin aus dem Jiddischen und ins Jiddische. War als Radiojournalistin für das jiddische Radio „Naye khvalyes“ tätig. Veröffentlichungen im „Forverts“, in „Afn Shvel“, „Vayter“, „Dos bletele“, „Yugntruf“, „Di tsukunft“. Führte ethnographische Interviews mit Jiddischmuttersprachlern in New York und Czernowitz, Ukraine. Arbeitete mit Sammlungen jiddischer Lieder. Mitarbeit an über 30 CDs mit jiddischer Musik. Programmassistentin für Yiddish Summer Weimar 2011 and 2012. Zurzeit schreibt sie über Beyle Schaechter-Gottesman z“l (1920-2013) und ist Teil des „Corpus of Modern Yiddish“-Projekts an der Universität Regensburg.

Tal Hever-Chybowski – Übersetzer, Herausgeber einer hebräischen Zeitschrift in Berlin und promoviert derzeit im Fach Geschichte an der Humboldt Universität Berlin. Er beschäftigt sich wissenschaftlich mit den hebräischen und aramäischen Sprachelementen der jiddischen Sprache. Als Hebräisch-Muttersprachler hat er Jiddisch, seine Großelternsprache, am Vilnius Yiddish Institute und an der Pariser Maison de la culture yiddish (Bibliothèque Medem) gelernt. Nebenher arbeitet er als Jiddischlehrer und leitet einen jiddischen Lesekreis in Berlin.