Iwona Chmielewska und Ulrike Grossarth im Gespräch über das Erinnern durch Illustrationen, Poesie und Performance
03.12.2016 | 19:00 Uhr | Polnisch & Deutsch |
Fotografien aus der jüdischen Stadt in Lublin
Der Zweite Weltkrieg löschte viele Zentren jüdischen Lebens in Polen aus und verschüttete die Erinnerungen an Ihre Bewohner_innen – an ihren Alltag, ihre Kultur und Kunst. Exemplarisch für das tragische Schicksal des osteuropäischen Judentums und zugleich besonders im Hinblick auf das Ausmaß der Tragödie war die jüdische „Parapolis“ im polnischen Vorkriegs-Lublin. Vor 1939 machten dort Jüdinnen und Juden ein Drittel der Bevölkerung aus. Heute ist vom jüdischen Viertel der Stadt, die ehemals ein chassidischer Pilgerort war und wegen der weltberühmten Talmudschule als „Jüdisches Oxford“ bezeichnet wurde, lediglich ein Steinbrunnen geblieben. In einem Seminar beschäftigen sich Studierende des Studiengangs Osteuropäische Kulturstudien an der Universität Potsdam mit der Geschichte des jüdischen Lublins, untersuchen literarische sowie historische Texte und setzen sich mit der Frage auseinander, wie heute von der Abwesenheit dieser Menschen erzählt wird. In einem Gespräch mit den Künstlerinnen Iwona Chmielewska und Ulrike Grossarth soll diesem Thema nachgegangen werden. Beide Autorinnen lassen sich von Fotografien aus dem jüdischen Viertel in Lublin inspirieren und versuchen, die Vorkriegsgeschichte der Stadt durch künstlerische Aufarbeitung in Form von Illustration und Performance der Vergessenheit zu entreißen.
Das Gespräch über Kunst und Erinnerung wird durch Gedichte des verstorbenen Lubliner Schriftstellers Józef Czechowicz eingerahmt.
Eintritt frei.
Das Gespräch findet auf Polnisch mit Simultanübersetzung ins Deutsche statt.
Iwona Chmielewska ist eine der bedeutendsten Bilderbuch-Illustratorinnen der Gegenwart und Autorin zahlreicher Bücher. In deutscherÜbersetzung erschienen Blumkas Tagebuch – Vom Leben in Janusz Korczaks Waisenhaus (2011), Ojemine! (2014) und abc.de (2015). Ihr neuestes Buch Dopóki niebo nie płacze (Solange der Himmel nicht weint), das 2016 im Verlag des Kulturzentrums „Brama Grodzka. Teatr NN“ in Lublin herausgegeben wurde, enthält Gedichte von Józef Czechowicz und Fotografien von Abram Zylberberg.
Ulrike Grossarth ist Konzeptkünstlerin, Performerin, Malerin und Solotänzerin. Sie lehrt als Professorin für Übergreifendes künstlerisches Arbeiten an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden. 2013 gründete sie mit der Schule von Lublin ein mobiles Institut zum Studium jüdischer Themen an authentischen Orten in Südostpolen. Sie arbeitet mit dem Kulturzentrum „Brama Grodzka. Teatr NN“ zusammen. Ihr Buch Ulica Nowa 3 mit Straßenfotografien aus dem jüdischen Viertel Lublins aus den 1930er Jahren von Stefan Kiełsznia erschien als Begleitband zu ihrer Ausstellung Stoffe aus Lublin (Bławatne z Lublina) im Kunsthaus Dresden.