Henryk Grynberg: „Unkünstlerische Wahrheit“ – Gespräch mit Lothar Quinkenstein und Magdalena Marszalek

  • Was: Gespräch & Lesung |
  • Wann: 07.11.2014, 19:00 Uhr |
  • Sprache: Deutsch |
  • Eintritt: 3€ |

Elf Essays, eine Auswahl aus „Unkünstlerische Wahrheit“ (2002) und „Polnisch-jüdischer Monolog“(2003), fügen sich zum Porträt eines Überlebenden und Schriftstellers, dem sein Thema im Frühjahr 1946 mit einem Schulaufsatz „aufgegeben wurde“, in dem er an alle erinnerte, die dieses Frühjahr nicht mehr erleben durften.

Wenn Grynberg nach den Möglichkeiten und Grenzen der Darstellung fragt, nach dem Verhältnis zwischen Realität und Fiktion, spricht jeder Satz von der Last der Erinnerung und von der Verpflichtung des Schreibens. Zugleich entfaltet sich aus seiner persönlichen Geschichte die Geschichte der Juden in Osteuropa. Sei es in seinen beiden großen Essays über die polnischsprachige Literatur der Shoah, sei es in den einfühlsamen Bildern, die Janusz Korczak oder Stanislaw Vincenz in Erinnerung rufen – nicht die Überwindung der Wirklichkeit im Ästhetischen macht für Grynberg die Kunst aus, sondern das Bewusstsein dafür, dass angesichts dieser Wirklichkeit jede Ästhetisierung sich verbietet.

Ein wichtiges Motiv im Werk Grynbergs ist die Suche nach dem Grab seines Vaters – auch Thema des Dokumentarfilms „Geburtsort“ (1992) von Pawel Lozinski.

Lesung und Gespräch mit dem Übersetzer Lothar Quinkenstein und Magdalena Marszalek, Professorin für Slavische Literatur- und Kulturwissenschaft an der Universität Potsdam.

Dr. Lothar Quinkenstein, Studium der Germanistik und Ethnologie, 1998 Promotion mit einer vergleichenden Arbeit zur Nachwirkung des Werkes von Günter Grass im Schaffen polnischer Gegenwartsautoren. Seit 1999 Mitarbeiter am Institut für Germanische Philologie der Adam-Mickiewicz-Universität in Poznań. Seit 2011 unterrichtet er im Rahmen des Studienganges „Interkulturelle Germanistik“ in Frankfurt/Oder (Viadrina) und Słubice (Collegium Polonicum). Veröffentlichungen in deutschsprachigen und polnischen Zeitschriften. Zuletzt erschienen der Roman Tellurium (Neisse Verlag, Dresden 2013) und der Lyrikband gegenort (Lyrikedition 2000, Allitera Verlag, München 2013) sowie die Übersetzung von Henryk Grynberg „Unkünstlerische Wahrheit (Hentrich&Hentrich, 2014).

Prof. Dr. Magdalena Marszalek, Studium der polnischen Philologie und Theaterwissenschaft in Krakau, Zweitstudium der Slavistik, Kunstgeschichte, Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft in Bochum. Bis 2011 Juniorprofessorin für Polnische Literatur am Institut für Slawistik der Humboldt-Universität zu Berlin, seit März 2011 Professorin für Slavische Literatur- und Kulturwissenschaft / Schwerpunkt Polonistik am Institut für Slavistik der Universität Potsdam. Seit 2012 assoziiertes Mitglied des Instituts für Jüdische Studien der Universität Potsdam. Im April-Juni 2014 Visiting Researcher am Russian and East European Institute (REEI) der Indiana University, Bloomington.

Henryk Grynberg: Unkünstlerische Wahrheit 
Ausgewählte Essays
Hentrich&Hentrich Verlag
Aus dem Polnischen und mit einem Nachwort von Lothar Quinkenstein
durchgesehen von Katarzyna Sliwinska
Herausgegeben von Liliana Ruth Feierstein
354 Seiten, Klappenbroschur
ISBN: 978-3-95565-050-6, EUR 22,00
Jüdische Spuren Bd. 6