Reportagen ohne Grenzen – Gespräch Nr. 8: Anna Bikont „Wir aus Jedwabne“
- Was: Lesung & Gespräch|
- Wann: 25.10.2013, 19:00 Uhr|
- Aus der Veranstaltungreihe: Reportagen ohne Grenzen|
- Sprache: Polnisch mit Simultanübersetzung ins Deutsche|
- Eintritt: 4€|
1941 kam es in dem von deutschen Truppen besetzten Polen, in Jedwabne zu einem Pogrom an der jüdischen Bevölkerung durch polnische Nachbarn. Jahrzehntelang ging man davon aus, dass die deutschen Besatzer für das Pogrom verantwortlich waren. Die Aufdeckung der Wahrheit über Jedwabne führte 60 Jahre später zu einer der wichtigsten historischen Debatten in Polen nach 1989. Anna Bikonts Buch Wir aus Jedwabne, oft als wahrhaftige „Büchse der Pandora“ bezeichnet, ist eine sehr persönliche Aufzeichnung eines mühseligen Vordringens zur Wahrheit, der Wahrheit über die Ereignisse einiger Julitage im Jahr 1941 und aller ihrer Konsequenzen. Aber vor allem der Wahrheit über die Menschen, die die Autorin in Polen, Israel, den USA, Südamerika fand. Unter ihnen sind knapp entgangene Opfer, Mörder, Augenzeugen, einige wenige „Gerechte unter den Völkern” und die zweite durch dieses Verbrechen gezeichnete Generation, die Kinder von Opfern und Mördern, die, die schon immer von dem Verbrechen wussten und ihr Schweigen nicht brechen wollten, und die, die der Wahrheit mutig ins Auge sahen, auch wenn diese Wahrheit bedeutet, dass sie in ihrem eigenen Vater einen Mörder sehen müssen. Vier Jahre lang sammelte Bikont unermüdlich Material in Bibliotheken und Archiven, legte hunderte von Kilometern zurück und sprach mit unzähligen Menschen, bis dieses Buch entstand.
Moderation: Joanna Czudec
Anna Bikont (geb. 1954) ist Psychologin, Reporterin und Schriftstellerin. Bikont ist eine der Mitbegründerinnen des „Tygodnik Mazowsze“, einer Untergrundzeitschrift der Solidarność, die sie vom ersten Erscheinen 1982 bis zur Einstellung 1989 leitete, und der „Gazeta Wyborcza“, bei der sie bis heute tätig ist. Zuletzt erschien von ihr, in Zusammenarbeit mit Joanna Szczęsna, eine Biographie von Wisława Szymborska: Pamiątkowe rupiecie (Erinnerungskram, 2012). Die französische Ausgabe ihres Buches My z Jedwabnego (Wir aus Jedwabne; 1. Aufl. 2004, 2. Aufl. 2012) wurde 2011 mit dem European Book Prize ausgezeichnet.
Die Veranstaltungsreihe wird organisiert von: Trialog – Netzwerk junger Ideen e.V. Lisa Palmes – Polonistin. Übersetzerin für Polnisch Marcin Piekoszewski – Buchbund
In Zusammenarbeit mit: Polnisches Institut Berlin
Gefördert von: Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit Polnisches Buchinstitut Krakau
Medienpartner: Ostpol – Das Osteuropamagazin
Foto: Marcel Łoziński