„Reportagen ohne Grenzen“. Gespräch Nr. 4: Wojciech Górecki – Abchasien

  • Was: Lesung & Gespräch |
  • Wann: 31. Mai 2013, 19:00 Uhr |
  • Aus der Veranstaltungreihe: Reportagen ohne Grenzen |
  • Sprache: Polnisch mit Simultanübersetzung ins Deutsche |
  • Eintritt: 4 € |

Abchasien hat sein eigenes Territorium, seine eigenen Grenzen und Bürger. Einen Präsidenten, einen Premierminister, ein Parlament und eine Armee. Die Zentrale Wahlkommission organisiert Wahlen, die Post gibt Briefmarken heraus. Der dreißig Jahre alte Helikopter der Abchasischen Fluggesellschaft fliegt Passagiere von Sochumi nach Pschu im Hochgebirge, und die Bürger werden von der Presseagentur Apsnypress, dem Fernsehen, Radio, Zeitungen und Internet auf dem Laufenden gehalten.

Der Rest der Welt – mit Ausnahme von Russland, Nicaragua, Venezuela, Nauru, Vanuatu und Tuvalu – erkennt Abchasien nicht als eigenes Land an, sondern hält es für einen Teil von Georgien. Das ist verständlich. Auf der Welt gibt es immer mehr „Para-Staaten” mit umstrittenen Grenzen und unklarem Status; allein auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion befinden sich mindestens vier. Gäbe man ihren Forderungen nach – ob begründet oder nicht – würden zahlreiche neue Konflikte entstehen und die internationale Ordnung auf den Kopf gestellt.

Wojciech Górecki ist einer der wenigen, die alles mit eigenen Augen gesehen haben: den Krieg, nach dem Georgien die Kontrolle über die Republik verlor, das Nachkriegschaos, die wacklige Stabilisierung des nächsten Jahrzehnts und die zweideutige Unabhängigkeit, in der Moskau diplomatische Beziehungen mit Suchumi aufnahm. Er durfte miterleben, wie der abchasische Staat sich bildete, weiterentwickelte und auf den Zusammenbruch zuging. In „Abchasien“, dem dritten Band aus seiner Kaukasus-Trilogie, schildert Górecki seine Erfahrungen aus zwei Jahrzehnten.

Moderation: Joanna Czudec
Lesung: Florian Ludwig

Wojciech Górecki (geb. 1970) ist Russland-Experte am Warschauer Zentrum für Oststudien, Schriftsteller und Journalist (u.a. für die Zeitungen „Gazeta Wyborcza“, „Życie Warszawy“, „Rzeczpospolita“, „Więź“, „Res Publica Nowa“ und „Tygodnik Powszechny“). Górecki ist Redaktionsmitglied bei der Kulturzeitschrift „Tygiel Kultury“ und fester Mitarbeiter bei der Zeitschrift „Nowa Europa Wschodnia“ sowie Co-Autor des Dokumentarfilms Boskość Stalina w świetle najnowszych badań (Stalins Göttlichkeit im Lichte der neuesten Forschungen, TVP 1998).

Die Veranstaltungsreihe wird organisiert und unterstützt von Trialog e.V., Lisa Palmes – Polonistin und Übersetzerin für Polnisch, Marcin Piekoszewski, dem Buchinstitut Kraków sowie dem Polnischen Institut Berlin.

Gefördert aus Mitteln der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit.