„Scherben eines zerbrochenen Spiegels“: Bruno Schulz – ein Kabbalist der Moderne
- Was: Gespräch |
- Wann: 17.04.2015, 19:00 Uhr |
- Sprache: Deutsch |
- Eintritt: 3€ |
Bruno Schulz (1892–1942), einer der bedeutendsten europäischen Autoren des 20. Jahrhunderts, ist längst kein Geheimtipp mehr. Doch so bekannt einerseits sein Name geworden ist, so eigentümlich irreführend stellen sich mitunter in der deutschsprachigen Rezeption die Einschätzungen seines Werkes dar. Wenn er als Autor des „Phantastischen“ oder „Grotesken“ bzw. auch als „polnischer Kafka“ bezeichnet wird, drücken sich in solchen Urteilen ebenso oberflächliche wie klischeehafte Vorstellungen aus.
Lothar Quinkenstein möchte im Gespräch mit Brygida Helbig dazu einladen, einem interpretatorischen Weg zu folgen, der in die Gedankenwelt der jüdischen Mystik führt, zum „Buch des Glanzes“ und den kabbalistischen Entwürfen Isaak Lurias. In Anlehnung an maßgebliche polnische Studien zu Schulz soll verdeutlicht werden, dass das Moderne dieser Prosa in der produktiven Verwandlung von Denktraditionen besteht, nicht in der Abkehr von ihnen.
Die Beschäftigung mit Schulz` Poetik eines „häretischen Messianismus“ (Władysław Panas) regt somit auch zu einer Neubewertung allzu griffiger Kategorien an. Was ein vermeintlich aufgeklärtes Denken mit dem Etikett „Schtetl“ entweder nostalgisch infantilisiert bzw. in den Bereich „mittelalterlicher Rückständigkeit“ verweist, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als faszinierende Auseinandersetzung mit philosophischen Fragen.
Das Gespräch findet auf Deutsch statt.
Univ.-Prof. Dr. Brygida Helbig-Mischewski – Autorin von Romanen, Gedichtbänden, Hörspielen und literaturwissenschaftliche
Dr. Lothar Quinkenstein – Studium der Germanistik und Ethnologie, 1998 Promotion. Seit 1999 Mitarbeiter am Institut für Germanische Philologie der Adam-Mickiewicz-Universitä